Schmerzen stellen eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität dar. Schmerzerkennung wird in Verbindung mit kognitiven Einschränkungen mit zunehmendem Alter der Betroffenen immer mehr eine Herausforderung. In 85 % der insgesamt 123 von der Volksanwaltschaft besuchten Einrichtungen gibt es eine ausreichende Versorgung mit entsprechenden Medikamenten und in 95 % der besuchten Heime kommen alternative Methoden der Schmerzlinderung zur Anwendung, heißt es im Bericht zum Schmerzmanagement in Alten- und Pflegeheimen.
In drei von vier Einrichtungen liegt ein strukturiertes und dokumentiertes Schmerzmanagement vor. In vier von fünf der besuchten Heime gibt es eine Form der Schmerzeinstufung. In nahezu keinem Fall gaben Befragungen und Beobachtungen Hinweise auf nicht erkannte Schmerzen, obwohl der Anteil der Menschen, mit kognitiven Einschränkungen in manchen Einrichtungen schon bei 80 Prozent liegt und die Schmerzerkennung in diesen Kontexten eine große Herausforderung für das Personal darstelle, so ein Resümee im Schmerzbericht.
Die Befunde zeigen eine hohe Motivation und das hohe Verantwortungsbewusstsein der Beschäftigten. Sie nehmen ihre berufsgesetzlichen Verantwortungen wahr und schöpfen daraus ableitbare alternative Möglichkeiten aus. Dennoch kein Anlass, sich zufrieden zurück zu lehnen, sondern geeignete Lösungsansätze dafür zu entwickeln, wie insgesamt mehr Struktur und Standard in die Bereiche Erkennung, Erfassung, Evaluierung sowie Aus- und Weiterbildung gebracht werden kann. „Eine für die Bewohnerinnen und Bewohner aber auch die Beschäftigten schmerzschonende bis schmerzfreie Weiterentwicklung braucht eine Pädagogik des Gelingens“ so Jakob Kabas, Präsident des Lebenswelt Heim Bundesverbandes.
Kontinuität im Schmerzmanagement bedeutet auch Kontinuität in der Lebensqualität, beides braucht Kontinuität in der Betreuung und Pflege. Insgesamt geht es wieder um ausreichend fachlich qualifiziertes wie menschlich geeignetes Personal. „Bleibt die Frage, ob ich dieses gewinnen kann, wenn ich den Beschäftigten in der Langzeitpflege wiederholt ausrichte, dass all ihr Bemühen und all ihr Einsatz doch immer zu wenig ist, noch dazu, ohne eine Aussage über das rechte Maß zu treffen“, so die Meinung des Präsidenten.
Die Verfügbarkeit von Medikamenten ist dort gut, wo auch die ärztliche Versorgungsqualität hoch ist, so heißt es im Bericht „Auch wenn ich mir das für die Betroffenen wünsche, bin ich mir nicht sicher, ob dieser hohe Versorgungsgrad die Realität abbildet, denn der Bericht trifft keine Aussage über ein real wahrgenommenes Versorgungsgefälle zwischen städtischen und ländlichen Gebieten“, stellt Kabas in Frage.
Die Empfehlungen der Volksanwaltschaft können vollinhaltlich mitgetragen werden. Der Lebensweltheim Bundesverband unterstützt mit seinen Expertinnen und Experten aus dem Pflege- und Betreuungsalltag bis hin zu einer zertifizierten Fremdbewertung von Strukturen und Standards mittels ZQS, einem Zertifikat für qualifiziertes Schmerzmanagement, dem auch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu Grunde gelegt sind, den Weg hin zu flächendeckenden Strukturen und Standards im Schmerzmanagement. „Ein Befund braucht immer auch Referenzgrößen und diesen Qualitätsanspruch gilt es idealerweise österreichweit gemeinsam mit dem Bund und den Ländern zu definieren!“ blickt der Präsident schon etwas hinter die Wahltermine.